Mittwoch, 1. Juli 2015
25 jahre deutsche mark in ganz deutschland
zahlen hatte der ehemalige bundesfinanzminister theo waigel en masse parat beim festakt der deutschen bundesbank im alten rathaus leipzig. gefeiert wurde der beginn der "wirtschafts-, währungs- und sozialunion" zwischen beiden deutschen staaten heute vor 25 jahren.

die frage, welcher umtauschkurs zwischen mark der deutschen demokratischen republik und deutscher mark zum 01. juli 1990 gelten solle, wurde im bundesministerium der finanzen anhand von warenkörben, kaufkraft, lohnniveau und produktivität analysiert.

waigel nannte bei den "aktualisierten warenkörben" ein verhältnis von 1 M : 1,07 DM(!), während die kaufkraft nur 1 : 4 bis 5 betragen habe. die löhne lagen ihm zufolge bei 40 prozent, jedoch "die durchschnittliche arbeitsproduktivität deutlich unter 40 prozent".

(letztlich betrug der "gewogene umtauschsatz" aus der umstellung kleinerer und größerer sparguthaben 1,8 : 1, wie zuvor bundesbank-vorstand carl-ludwig thiele berichtet hatte.)

aus 180 milliarden mark der DDR wurden so über nacht 120 milliarden DM, verteilt auf knapp 25 millionen konten.

trotzdem blieb für den minister "everything under control", wie er damals einem britischen journalisten sagte.

der heute bei der kanzlei GSK beratend tätige anwalt ("of counsel") war 1990 vorsichtig genug, keine zahl zu den möglichen kosten der einheit zu nennen. und strich diese vorsicht auch heute in seiner rede heraus. seine motivation erklärte er mit einem zitat von ernst jünger, das er bei derartigen gelegenheiten immer mal wieder anbringt: "wenn dein bruder vor der tür steht, lässt du ihn rein und fragst nicht, was es kostet."

dem tagesspiegel vom 28. juni nannte waigel einen wert von zwei billionen euro als gesamtkosten der deutschen einheit. in leipzig wurde er etwas genauer: 1500 bis 2100 milliarden euro, "davon 60 bis 65 prozent im sozialbereich".

inwieweit sozialausgaben, die laut gesetz jedem bedürftigen bundesbewohner zustehen, wirklich als reine kosten der einheit zu werten sind, bezweifle ich. andererseits verstehe ich natürlich das argument, dass ohne die 16 millionen neu-in-der-BRD-bürger auch keine mit ihnen zusammenhängenden renten, arbeitslosengelder, sozialhilfen, wohngelder... zu zahlen gewesen wären.

die bemerkung des gebürtigen schwaben, dass der abzug der sowjetarmee nur die hälfte der restrukturierung einer landesbank kostete, löste heiterkeit aus.
mit zwölf milliarden deutsche mark plus drei milliarden als kredit wurden "die russen" nach hause geschickt. die rettung der LBBW kostete den steuerzahler in der tat fünf milliarden euro, die der HSH-nordbank drei plus einer bürgschaft von zehn milliarden, von denen wohl 2,1 ab 2019 fällig werden.

für einen lacher ist so ein vergleich zwischen armeeabzug und landesbankrestrukturierung natürlich trotzdem gut.

damit beende ich den ersten post in meinem neuen "zahl des tages"-blog. in den folgenden posts behandle ich dann jeweils wirklich immer nur eine zahl des tages.

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